HOHEN-
STAUFEN 2002

Der Hohenstaufen von Süden aus. Nach diesem Berg wird das Geschlecht der Staufer benannt. Am Fuß des Bergkegels liegt der Göppinger Teilort Hohenstaufen. Links im Bild sieht man die sogenannte Spielburg, eine abgerutschte Kalkstein-Felsgruppe.

Inschriften der 2. Stauferstele

Wappen des Herzogtums Schwaben

FRIEDRICH II.
† 1250
KONSTANZE VON ARAGON
ISABELLA VON BRIENNE
HEINRICH ·VII.·
† 1242
KONRAD IV.
† 1254
KONRADIN
† 1268
———————————————————
M.WOLF A.D. 2002
ERRICHTET ZUM 750. GEBURTSJAHR KONRADINS



Wappen des Reichs

CECIDIT QUIDEM
SOL MUNDI
QUI LUCEBAT
IN GENTIBUS
CECIDIT
SOL JUSTITIE
CECIDIT
AUCTOR PACIS
MANFREDUS REX SICILIE
—————————————
UNTERGEGANGEN IST
DIE SONNE DER WELT
DIE DEN VÖLKERN
LEUCHTETE
UNTERGEGANGEN
DIE SONNE DER
GERECHTIGKEIT
UNTERGEGANGEN DER
HORT DES FRIEDENS



Wappen des Herzogtums Schwaben

KONRAD III.
† 1152
GERTRUD VON SULZBACH
FRIEDRICH I. BARBAROSSA
† 1190
HEINRICH VI.
† 1197
KONSTANZE VON SIZILIEN
PHILIPP VON SCHWABEN
† 1208
IRENE-MARIA VON BYZANZ



Wappen des Reichs

HOHENSTAUFEN
EIN BERG
EINE BURG
EINE DYNASTIE
EIN ZEITALTER
EIN MYTHOS
—————————————
HOHENSTAUFEN
UN MONTE
UN CASTELLO
UNA DINASTIA
UN'EPOCA
UN MITO

Hintergrundinformationen zur Stauferstele

Stauferstele im Jahr 2012 fotografiert. Durch Wind und Wetter ist in dieser exponierten Lage auf dem 684 Meter hohen Berggipfel des Hohenstaufen von der schwarzen Ausmalung der Inschriften kaum noch etwas übriggeblieben. Die Texte sind jedoch aus der Nähe immer noch gut lesbar.

Klage von Manfred über den Tod seines Vaters Kaiser Friedrich II.

Die einzige erhaltene Abbildung der Burg Hohenstaufen vor deren Zerstörung im Bauernkrieg im Jahre 1525 befindet sich in der Oberhofenkirche in Göppingen.

Blumen für Irene Maria von Byzanz.

Bei der Enthüllung der Stauferstele im Castel Fiorentino entstand der Wunsch nach einer Stele auf der Ruine der Stammburg der Staufer. Bereits anderthalb Jahre später wurde diese Stele zum 750. Geburtstag von Konradin, dem letzten Staufer, auf dem Hohenstaufen eingeweiht.

Konradin wurde am 25. März 1252 auf der Burg Wolfstein bei Landshut geboren und am 29. Oktober 1268 in Neapel hingerichtet. Er war der letzte legitime männliche Erbe aus der Dynastie der Staufer.

Dass bereits innerhalb weniger Jahren über dreißig Stauferstelen in fünf europäischen Staaten, ein Teil davon sogar an für die Geschichte der Staufer eher nebensächlichen Orten, stehen würden, war damals allerdings noch nicht abzusehen.

Hohenstaufen

Die Ruine der ehemaligen Höhenburg liegt auf dem Gipfel des Hohenstaufen in 684 Meter Höhe. Stauf ist ein altes Wort für einen Trinkbecher. Die Kegelform des Berges erinnert an einen umgedrehten Becher.

Erbaut wurde die Burg laut der Tabula Consanguinitatis von Wibald von Stablo, einer Stammtafel aus dem Jahre 1153, von Herzog Friedrich I. von Schwaben, qui Stophen condidit (dt.: der Staufen gründete).1 Dies muss um 1070 geschehen sein. Otto von Freising berichtet allerdings in seinen Gesta Friderici Imperatoris, einer Barbarossa-Biografie um 1156, dass Herzog Friedrich in castro Stoyphe dicto coloniam posuerat, womit die Burg bereits bestanden haben muss, bevor er dort eine Siedlung errichtete.

Der Berg wurde weniger unter den Zeitgenossen, als später durch die Historiker namensgebend für die Adelsfamilie.

Besonderheiten dieser Stele

Die Stele ist 88 Zentimeter breit und ab Oberkante des Sockels 2,75 Meter hoch. Sie ist damit 10 Prozent größer als alle anderen Stelen, was diesen Berg als Namensgeber für das Geschlecht der Staufer hervorheben soll.

Sie ist die einzige Stauferstele, die nicht aus Jura-Travertin (bzw. rotem Vogesensandstein wie Haguenau und Trifels) besteht, sondern aus apulischem Trani-Marmor.

Erläuterung der Inschriften

Stauferlöwen I. Diese Auflistung von Staufern ist die zeitliche Fortsetzung der gegenüberliegenden Rückseite der Stele mit demselben Wappen:

Kaiser Friedrich II. war mit Konstanze von Aragon und nach deren Tod mit Isabella von Brienne verheiratet.

Sein Sohn Heinrich (VII.) stammte aus der Ehe mit Konstanze. Er wurde als deutscher König eingesetzt, aber auf Grund politischer Differenzen von seinem Vater wieder abgesetzt; daher wird seine Zahl in Klammern dargestellt.

Friedrichs Sohn Konrad IV. stammte aus der Ehe mit Isabella. Er folgte seinem Bruder als deutscher König und überlebte seinen Vater, es gelang ihm aber nicht mehr, sich zum Kaiser krönen zu lassen.

Konrads im Jahr 1252 geborener Sohn Konrad (in Italien in der Verkleinerungsform Corradino genannt, daher Konradin) war der letzte Staufer. Er war Herzog von Schwaben (ab 1262 als Konrad IV.), König von Jerusalem (ab 1254 als Konrad III.) und König von Sizilien (ab 1254 als Konrad II.), konnte sich aber nicht mehr als deutscher König oder gar als Kaiser durchsetzen. 1268 wurde er im Alter von sechzehn Jahren in Neapel enthauptet.2

Reichsadler I. Dies ist die Klage von Manfred, einem Sohn Friedrichs II., der beim Tod seines Vaters im Castel Fiorentino dabei war – oben lateinisch und unten deutsch. Sie ist in seinem Brief an seinen Halbbruder König Konrad IV. überliefert. Manfred stammte aus der Ehe von Friedrich II. mit Bianca Lancia. Er war damals Fürst von Tarent und wurde später als Nachfolger seines Vaters König von Sizilien.

Stauferlöwen II. Konrad III. war der erste Staufer, der deutscher König wurde. Er war mit Gertrud von Sulzbach verheiratet.

Als er ohne volljährigen Erben starb, wurde sein Neffe Friedrich I. Barbarossa deutscher König und später der erste römische Kaiser aus dem Hause der Staufer.

Barbarossas Sohn Heinrich VI. folgte ihm als König und Kaiser. Heinrich war mit Konstanze von Sizilien verheiratet und gelangte über diese Ehe an das Königreich Sizilien.

Nach Heinrichs frühem Tod folgte sein Bruder Philipp von Schwaben als König. Er war mit Irene Maria von Byzanz verheiratet, die kurz nach seiner Ermordung in Bamberg im Jahre 1208 auf dem Hohenstaufen starb und im Kloster Lorch bestattet wurde. Irene ist in der Umgebung des Hohenstaufen sehr beliebt, daher liegen immer wieder Blumen auf dem Sockel der Stele. Siehe auch: Staufer-Königin Irene - Rose ohne Dornen.

Diese Auflistung wird zeitlich fortgesetzt auf der gegenüberliegenden Frontseite der Stele mit demselben Wappen.

Reichsadler II. Die deutsch-italienische Inschrift Hohenstaufen - ein Berg - eine Burg - eine Dynastie - ein Zeitalter - ein Mythos betont die besondere Bedeutung dieses geschichtsträchtigen Ortes.

Justinus Kerner: Hohenstaufen3

Es steht in stiller Dämmerung
Der alte Fels, öd und beraubt;
Nachtvogel kreist in trägem Schwung
Wehklagend um sein moosig Haupt.

Doch wie der Mond aus Wolken bricht,
Mit ihm der Sterne klares Heer,
Umströmt den Fels ein seltsam Licht,
Draus bilden sich Gestalten hehr.

Die alte Burg mit Thurm und Thor
Erbauet sich aus Wolken klar,
Die alte Linde sprosst empor,
Und Alles wird, wie's ehmals war.

So Harfe wie Trompetenstoss
Ertönt hinab ins grüne Thal,
Gezogen kommt auf schwarzem Ross
Rothbart der Held, gekleid't in Stahl.

Und Philipp und Irene traut,
Sie wall'n zur Linde Hand in Hand:
Ein Vogel singt mit süssem Laut
Vom schönen griech'schen Heimathland.

Und Konradin, an Tugend reich,
Der süsse Jüngling, arm, beraubt,
Im Garten steht er stumm und bleich:
Die Lilie neigt ihr trauernd Haupt.

Doch kündet jetzt aus dunklem Thal
Den bleichen Tag der rothe Hahn,
Da steht der Fels gar öd und kahl,
Verschwunden ist die Burg fortan.

An ihrer Stätt' ein Dornbusch steht,
Kalt weht der Morgen auf den Höhn, –
Und wie der Fels, so kalt und öd
Scheint auch das deutsche Land zu stehn.

1.  Peter Koblank: Tabula consanguinitatis von Wibald von Stablo. Kein Scheidungsgrund für die Ehe von Friedrich I. Barbarossa mit seiner ersten Ehefrau Adela.
2.  Peter Herde: Die Schlacht bei Tagliacozzo. Eine historisch-topographische Studie. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Bd. 25 (1962), S. 679-744.
3.  Zitiert nach Gustav Schwab: Wanderungen durch Schwaben, Leipzig 1840, S. 99.

Reste der Burg

Viel ist nicht mehr von der einst mächtigen, aber im Bauernkrieg 1525 zerstörten Burg übrig geblieben. Schwarz: Grundriss der in zwei Grabungskampagnen 1936 bis 1938 und 1967 bis 1971 freigelegten und heute sichtbaren Mauerreste der Burganlage. Rot: Durch Bodenradaruntersuchung im Sommer 2008 geortete Mauerzüge unter der Erdoberfäche.
1 Trennmauer – 2 Bergfried – 3 Wohnbau – 4 Toranlage – 5 Standort des Bubenturms – 6 Gebäude – 7 Zisterne – 8 Standort der Kapelle – 9 Neue Schutzhütte (1977) – 10 Stauferstele (2002).

Oben: Toranlage (4). Mitte: Gebäude (6). Unten: Bergfried (2) und Wohnbau (3). Satellitenfoto.

Blick zur Wäscherburg

Die Wäscherburg liegt in dreitausend Metern Entfernung nördlich vom Hohenstaufen. Man kann sie von der Stauferstele aus sehen. Mit einem Fernglas kann man auch die Stauferstele, die dort seit 2014 steht, zwischen dem weißen Zelt und den Fahnen erkennen. Hier ein Foto mit einer Canon EOS 70D Spiegelreflex-Digitalkamera mit einem Teleobjektiv mit 640 mm Brennweite. Foto: Frank Schiefer.

Dokumentationsraum für staufische Geschichte

Am Fuß des Berges gibt es unterhalb der Barbarossakirche in der Kaiserbergsteige 22 in 73037 Göppingen-Hohenstaufen einen Dokumentationsraum für staufische Geschichte, ein kleines Museum mit anschaulichen Beiträgen zur Geschichte der Staufer.

Nicht weit vom Dokumentationsraum gibt es in der Steingasse 21 die Gaststätte Zum Hohenstaufen. Sie liegt etwas versteckt, hat aber eine Terrasse mit einer beeindruckenden Aussicht auf die Schwäbische Alb.

Stifter der Stauferstele

Manfred Hartmann
Gerhard Raff
Johann Heinrich von Stein
Erwin Sulzberger
In memoriam König Konradin

Einweihung: 1. Juni 2002


Der Hohenstaufen liegt an der "Straße der Staufer"

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