CASTEL FIORENTINO 2000

Stauferstele in den Ruinen des Castel Fiorentino im italienischen Apulien in der Nähe des Untergeschossrestes der Torre Fiorentina (dt.: Fiorentiner Turm, im Italienischen ist torre feminin).

Inschriften der 1. Stauferstele

Wappen des Reichs

FRIDERICUS
DEI GRATIA
IMPERATOR
ROMANORUM
ET SEMPER
AUGUSTUS
REX IERUSALEM
ET SICILIE
DUX SUEVIE
—————————————
26. XII. 1194
IESI
13. XII. 1250
FIORENTINO



Wappen des Königreichs Sizilien

IN QUEL
TEMPO MORÌ
FEDERICO
IL PIÙ GRANDE
TRA I PRINCIPI
DELLA TERRA
STUPORE DEL
MONDO E
MERAVIGLIOSA
INNOVATORE
MATTEO DA PARIGI



Wappen des Königreichs Jerusalem

OBIIT CIRCA
EADEM TEMPORA
PRINCIPUM
MUNDI MAXIMUS
FRETHERICUS
STUPOR QUOQUE
MUNDI ET
IMMUTATOR
MIRABILIS
MATTHAEUS PARISIENSIS
———————————————————
MARKUS WOLF
ANNO MM



Wappen des Herzogtums Schwaben

UM DIESE ZEIT
ABER STARB
FRIEDRICH
DER GRÖSSTE
UNTER DEN
FÜRSTEN DER
ERDE UND
DAS STAUNEN
DER WELT
UND IHR WUNDER-
BARER WANDLER
MATTHÄUS VON PARIS

Hintergrundinformationen zur Stauferstele

Die erste Stauferstele

Am 30. Dezember 1999 trafen sich an der Staufergeschichte Interessierte am Hohenstaufen mit dem Bildhauer Markus Wolf, um ein Denkmal zum 750. Todestag des Staufer-Kaisers Friedrich II. zu planen. Schnell war man sich einig:

Entwurf von Markus Wolf für die erste Stauferstele.

Diese Idee wurde innerhalb von weniger als einem Jahr umgesetzt. Am 13. Dezember 2000 wurde die Stauferstele genau am 750. Todestag von Kaiser Friedrich II. unter überwältigender Beteiligung der italienischen Öffentlichkeit in Anwesenheit hochrangiger Regierungsvertreter und mit Berichterstattung im wichtigsten italienischen Fernsehsender Radiotelevisione Italiana Uno (RAI 1) im Castel Fiorentino eingeweiht.

Castel Fiorentino

Das Castel Fiorentino liegt Luftlinie etwa fünfzehn Kilometer nordwestlich von Lucera in der Capitanata, dem nördlichen Teil Apuliens. Es darf nicht verwechselt werden mit Castelfiorentino in der Toskana bei Florenz oder mit Fiorentino im italienischen Zwergstaat San Marino. Siehe auch: Google Maps.

Die Ruine der ehemaligen kaiserlichen Residenz steht auf einem länglichen Hügel. Der letzte Staufer-Kaiser Friedrich II. starb dort unerwartet am 13. Dezember 1250 kurz vor Vollendung seines 56. Lebensjahres.

Wenn man sich von Lucera aus auf der Strada provinciale SP 17 aus südlicher Richtung nähert, sieht man auf dem Hügel die Reste eines Turmes und links daneben weiß leuchtend die Stauferstele.

Heute sind nur noch Ruinen des Castel Fiorentino erhalten. Archäologen haben das Erdgeschoss eines ehemals zweigeschossigen Domus ausgegraben. Dieses Gebäude war mit kostbaren Marmordekorationen ausgestattet, die aber im Laufe der Jahrhunderte für Gebäude im neun Kilometer nördlich gelegenen Torremaggiore wiederverwendet wurden.

Hier verschied Friedrich II., bekleidet mit einer weißen Zisterzienserkutte im Beisein seines 18-jährigen Sohnes Manfred. Ende November 1250 hatte der Stauferkaiser nördlich von Lucera einen Jagdausflug unternommen. Als er Fieber und Durchfall bekam, wurde er nach Fiorentino gebracht. Am 1. Dezember verfasste er sein Testament und starb am 13. Dezember. An welcher Krankheit er so überraschend gestorben ist, weiß man nicht.

An das staufische Domus im Westen grenzte der Ort Fiorentino mit Kathedrale, Kirche, Wohngebäuden und der Torre Fiorentina.

Reste des Domus im Westen, das ein kleines kaiserliches Anwesen war.

Der romanische Altartisch im Dom Santa Maria Assunta zu Lucera mit einer von sechs Säulen mit unterschiedlichen Kapitellen getragenen Steinplatte soll ursprünglich im Domus von Fiorentino dem Kaiser als Tisch gedient haben.

Blick von Westen auf die Stauferstele und den Untergeschossrest der Torre Fiorentina, im Vordergrund die Reste einer Kirche. Die Torre Fiorentina bildete den östlichen Abschluss des Örtchens Fiorentino, das um das Jahr 1000 sogar Bischofssitz war.1

Mauerreste im Südwesten.

Matthaeus Parisiensis und der Doppeladler

Matthaeus Parisiensis (dt.: Matthäus von Paris, ital.: Matteo da Parigi) lebte von ca. 1200 bis 1259 in England. Er war Geschichtsschreiber im Benediktinerkloster St. Albans in der Nähe von London und gilt als einer der bedeutendsten Chronisten, Historiographen und Kartenzeichner des 13. Jahrhunderts in England. In seinem Hauptwerk, der siebenbändigen Chronica Maiora, berichtet er im Band 5 über den Tod von Friedrich II. im Jahre 1250:

Obiit autem circa eadem tempora principum mundi maximus Frethericus, stupor quoque mundi et immutator mirabilis, absolutus a sententia qua innodabatur, assumpto, ut dicitur, habitu Cisterciensium, et mirifice compunctus et humiliatus. Obiit autem die sanctae Luciae, ut non videretur ea die terraemotus sine significatione et inaniter evenisse.

Demnach starb Friedrich II. am Tag der Hl. Lucia, also am 13. Dezember, gekleidet in der Tracht der Zisterzienser. Friedrich II. wurde in der Kathedrale Maria Santissima Assunta (dt.: heiligste in den Himmel aufgenommene Maria) in Palermo bestattet, wo sein Porphyrsarkophag noch heute zu besichtigen ist.

Matthaeus verzierte dies mit einem Doppeladler, der auf dem Kopf steht und auf diese Weise den verstorbenen Kaiser symbolisieren soll.

Friedrich II., den die Italiener Federico di Svevia (dt.: Friedrich von Schwaben) nennen, wird im südlichen Italien noch heute verehrt. Fast immer liegen Blumen an seinem Porphyrsarkophag in der Kathedrale von Palermo. Siehe auch: Staufergräber.

Es existiert aber – abgesehen von dieser Überlieferung von Matthaeus – keine einzige Quelle dafür, dass Friedrich II. tatsächlich einen Doppeladler als Wappen oder Siegel geführt hat. Stattdessen stand sowohl für das Heilige Römische Reich, als auch für das Königreich Sizilien ein einköpfiger Adler, wie auch auf dieser Stauferstele abgebildet.

In seinem Liber Additamentorum beschrieb Matthaeus das Wappen von Friedrich II. als scutum aureum, aquila biceps vel moniceps, nigra (dt.: goldenes Schild mit einem doppelköpfigen oder einköpfigen schwarzen Adler). Er war sich also seiner Sache selbst nicht sicher2 und hat sich bei seiner Beschreibung von Friedrichs Tod aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen für die zweiköpfige Variante entschieden.

Erst Kaiser Sigismund aus dem Hause der Luxemburger hat den Doppeladler, der damals auch schon auf verschiedenen anderen Siegeln verwendet wurde, ab 1433 als Zeichen der kaiserlichen Würde verwendet, während der einköpfige Adler künftig nur noch für das römisch-deutsche Königtum stand.

Erläuterung der Inschriften

Reichsadler. Die lateinische Inschrift lautet auf Deutsch: Friedrich von Gottes Gnaden Kaiser der Römer und immer erhaben, König von Jerusalem und Sizilien, Herzog von Schwaben * 26.12.1194 in Jesi † 13.12.1250 in Fiorentino.

Jerusalemkreuz, Stauferlöwen, sizilianischer Adler. Die lateinische Inschrift unter dem Jerusalemkreuz stammt von Matthaeus Parisiensis. Die deutsche Übersetzung steht unter den Stauferlöwen, die italienische Übersetzung unter dem sizilianischen Adler. – Markus Wolf ist der Bildhauer, der die Stele im Jahr 2000 (lat.: MM) geschaffen hat.

Siehe auch: Das "staufische" Königreich Jerusalem.

Mitleiderregender Zustand im August 2017

Die von Süden kommende Strada provinciale SP 17 ist in einem erbärmlichen Zustand. Die Beschilderung zum Castel Fiorentino ist derart lückenhaft, dass man ohne Straßenkarte oder Navigationsgerät nicht hinfindet. Rechts das heruntergekommene Hinweisschild, bei dem von der SP 17 ein etwa tausend Meter langer Schotterweg auf den Hügel abzweigt.

Kritzeleien, Abplatzungen oder mutwillige Beschädigungen an der Stauferstele.

Das Blattgold ist nach siebzehn Jahren verwittert und abgeblättert, die Inschriften sind teilweise kaum noch zu entziffern.

1.  Ekkehart Rotter: Apulien. Byzantinische Grottenkirchen – Normannische Kathedralen – Staufische Kastelle – Lecceser Barock. Ostfildern 2011, S. 96.
2.  Arno Gaier: Herrschaftssymbole und Fahnen im hoch- und spätmittelalterlichen Imperium. Die Herausbildung unserer heutigen Staatssymbolik im Mittelalter. Hamburg 2013, S. 34.

Stifter der Stauferstele

Amicus Friderici II. (Johann Heinrich von Stein)
In memoriam Kaiser Friedrich II. († 13. Dezember 1250 in Fiorentino)

Einweihung: 13. Dezember 2000

Manfred Akermann: La patria degli Staufer. In: Incontri Nr. 9, 2014, S. 17-21.
Castel Fiorentino

Nächste Stauferstele