BURG NIEDERHAUS 2012

Burg Niederhaus

Die Ruine der Burg Niederhaus befindet sich in Bayern der Nähe von Nördlingen. Sie liegt rund drei Kilometer südöstlich oberhalb von Hürnheim, einem Ortsteil von Ederheim. Foto: Ver­wal­tungs­ge­mein­schaft Ries.

Inschriften der 16. Stauferstele

Wappen der Edelfreien von Hürnheim

BURG
NIEDERHAUS
STAMMSITZ DER 1153
ERSTMALS ERWÄHNTEN
EDELFREIEN VON
HÜRNHEIM
—————————————
STIFTER DER
JOHANNITERKOMMENDE
IN KLEINERDLINGEN
VOR 1250
UND DER ZISTERZE
KLOSTERZIMMERN
1252



Wappen des Reichs

KONRADIN
KÖNIG
VON JERUSALEM
UND SIZILIEN
HERZOG
VON SCHWABEN
>DER LETZTE STAUFER<
—————————————
ENKEL VON KAISER
FRIEDRICH II.
SOHN VON KÖNIG
KONRAD IV.
UND DER HERZOGIN
ELISABETH
VON BAIERN
GEBOREN 1252
AUF BURG WOLFSTEIN
BEI LANDSHUT
ENTHAUPTET 1268
IN NEAPEL
———————————————————
MARKUS WOLF FECIT MMXII



Wappen des Herzogtums Schwaben

DIE BRÜDER
HERMANN
UND
FRIEDRICH
VON HÜRNHEIM
BEGLEITETEN
IM OKTOBER 1267
KÖNIG KONRADIN
AUF SEINEM WEG
NACH ITALIEN
—————————————
>IN DEM JÜNGLING
KONRADIN
ENDETE DAS
EDELSTE GESCHLECHT
DAS JE DIE
DEUTSCHE KRONE
GETRAGEN<
———————————————————
WIRTEMBERG DEDIT
IN MEMORIAM
HANSMARTIN DECKER-HAUFF 1917-1992



Wappen des Königreichs Jerusalem

AN DER SEITE DES
SECHZEHNJÄHRIGEN
KÖNIGS
KONRADIN
STARBEN
AM 29. OKTOBER 1268
AUF DEM MARKTPLATZ
VON NEAPEL
DURCH HENKERSHAND
—————————————
FRIEDRICH
VON HÜRNHEIM
FRIEDRICH
MARKGRAF VON BADEN
HERZOG VON ÖSTERREICH
WOLFRAD
GRAF VON VERINGEN
MARSCHALL KONRAD
KROPF VON FLÜGLINGEN
UND WEITERE GETREUE

Hintergrundinformationen zur Stauferstele

Gerade diese Stauferstele vor dem Bergfried der Ruine Niederhaus hat einen ganz besonderen Reiz, da sie den für die gesamte europäische Geschichte relevanten Untergang der Staufer gleichzeitig regionalgeschichtlich im Ries verortet. – Sie wurde anders als alle anderen Stauferstelen von über hundert Stiftern finanziert, die sich an einer Stele beteiligen konnten, ohne sie als Einzelperson komplett finanzieren zu müssen.

Die Burg Niederhaus ist die Ruine einer stauferzeitlichen Höhenburg, die im 12. Jahrhundert als Stammsitz der Edelfreien von Hürnheim errichtet wurde. Unterhalb der Ruine hat sich der heute noch bewirtschaftete ehemalige Wirtschaftshof erhalten.

Der ursprüngliche Name der Anlage war Burg Hürnheim, später wurde sie zur Unterscheidung von der nur einen Kilometer Luftlinie entfernte Burg Hochhaus als Niederhaus bezeichnet.

Der einsturzgefährdete Palas der Burgruine Hochhaus. Foto: Wikipedia.

Die andere Burgruine namens Hochhaus liegt auf einer Randhöhe des Kartäusertales und wurde um 1200 wahrscheinlich als Stammsitz einer Seitenlinie der edelfreien Familie von Hürnheim angelegt.

Konradin, mit dem die Staufer in männlicher Linie ausstarben, wurde auf seinem Feldzug, bei dem er sein sizilianisches Erbe zurückgewinnen wollte, von den Brüdern Hermann und Friedrich von Hürnheim nach Italien begleitet. Friedrich von Hürnheim gehörte zu den Getreuen, die 1268 mit Konradin in Neapel hingerichtet wurden. Sein Bruder Hermann kam im Januar 1269 wohlbehalten wieder auf die Burg Hürnheim zurück.

Mit Hans Johann von Hürnheim starb die Familie 1585 im Mannesstamm aus, die Tochter verkaufte die Burg an die Grafen von Oettingen-Oettingen. Später gelangte die Burg an den Deutsche Orden und 1805 im Zuge der Säkularisation an das neu gegründete Königreich Bayern.

Im Zuge der Burgenromantik des 19. Jahrhunderts ließ man die beiden Nachbarburgen Hoch- und Niederhaus absichtlich zu Ruinen verkommen.

Erläuterung der Inschriften

Hürnheim. Die Burg der Edelfreien von Hürnheim wurde 1153 erstmals erwähnt. Als Edelfreie oder Edelinge wurden ursprünglich germanische Adelige bezeichnet, die sich von den anderen Freien durch die Zahlung des dreifachen Wehrgeldes unterschieden. Aus den Edelfreien entwickelte sich im Laufe des 12. Jahrhunderts der Hohe Adel im Gegensatz zum in seinen Ursprüngen meist unfreien Dienstadel, den sogenannten Ministerialen.

Das Johanniter-Schloss, früher ein Wasserschloss und ehemalige Johanniter-Kommende in Nördlingen-Kleinerdlingen. Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Klosterzimmern in Deiningen. Foto: deiningen.de.

Als Kommende (Betonung auf der zweiten Silbe) oder Komturei bezeichnet man die Nie­der­las­sun­gen der Ritterorden, zu denen die Johanniter zählten. Die ehemalige Johanniter-Kommende liegt in fünf Kilometer Luftline nördlich von Burg Niederhaus im heutigen Nördlinger Stadtteil Klein­erd­lin­gen. Sie wird heute unter dem Namen Johanniter-Schloss als Eigentumwohnungsanlage genutzt.

Klosterzimmern ist ein ehe­ma­li­ges Zisterzienserinnenkloster in Deiningen und liegt vierzehn Ki­lo­me­ter nordöstlich von Hürnheim. Nach seiner Aufhebung durch die Grafen von Oettingen im Jahr 1558 wurde es schließlich ein landwirtschaftlicher Gutshof im Besitz der Fürsten von Oettingen-Wallerstein. Im Jahr 2000 wurde Klosterzimmern an die Glaubensgemeinschaft Zwölf Stämme verkauft. Das Mittelschiff der einstigen gotischen Klosterkirche ist heute noch als Gotteshaus erhalten.

Reichsadler. Konrad (in Italien in der Verkleinerungsform Corradino genannt, daher Konradin) war der letzte Staufer. Er war Herzog von Schwaben (ab 1262 als Konrad IV.), König von Jerusalem (ab 1254 als Konrad II.) und König von Sizilien (ab 1254 als Konrad II.), konnte sich aber nicht mehr als deutscher König oder gar als Kaiser durchsetzen. 1268 wurde er im Alter von sechzehn Jahren in Neapel enthauptet, als er vergeblich versuchte, sein sizilianisches Erbe gegen Karl von Anjou durchzusetzen. – Auf dem Sockel steht, dass der Bildhauer Markus Wolf die Stele im Jahre 2012 machte (lat.: fecit).

Siehe auch: Das "staufische" Königreich Jerusalem.

Stauferlöwen. Konradin wurde auf seinem Feldzug von den Brüdern Hermann und Friedrich von Hürnheim nach Italien begleitet. Das Zitat stammt von Erich Maschke (1900-1982), einem Historiker und Professor für Geschichte. – Auf dem Sockel steht etwas irreführend, dass Württemberg die Stele gestiftet (lat.: dedit) hat. Tatsächlich wurde die Stele von 122 Einzelspendern gestiftet, die zwischen Oktober 2011 und September 2013 die Möglichkeit nutzten, sich mit Beträgen zwischen drei und zweitausend Euro an einer Stele zu beteiligen, ohne sie als Einzelperson komplett zu finanzieren. Die Stele erinnert (lat.: in memoriam) an den Historiker Hansmartin Decker-Hauff.

Jerusalemkreuz. Mit Konradin hingerichtet wurde Friedrich von Hürnheim sowie andere Getreue. Zu diesen gehörte auch Friedrich Markgraf von Baden und Herzog von Österreich, an den auf den Stauferstelen in Klosterneuburg und Besigheim erinnert wird.

Blick von der Burg Niederhaus aus in Richtung Osten.

Hürnheim mit dem Bergfried der Burg Niederhaus im Hintergrund.

Gedenktafel in der Burgruine, die 1868 zum 600. Todestag von Friedrich von Hürnheim errichtet wurde. Unter dem Wappen der Edelfreien von Hürnheim mit einem Hirschgeweih und einem Helm mit Büffelhörnern steht: Dem Andenken des Edelherrn v. Hürnheim der mit dem letzten Hohenstaufen Conradin am 29. Oktober 1268 in Neapel enthauptet wurde. Errichtet am 29. Oktober 1868.

Stifter der Stauferstele

122 Spender, die sich an der Finanzierung einer Stele beteiligen konnten, ohne sie als Einzelperson komplett finanzieren zu müssen.

Koblank GmbH

Die Koblank GmbH, die das Stauferstelenprojekt bereits seit 2012 publizistisch im Internet fördert, hat im Mai 2013 die zu diesem Zeitpunkt noch fehlenden 2.500 Euro finanziert.

In memoriam Hansmartin Decker-Hauff (1917-1992)

Einweihung: 6. Mai 2012


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