GÜGLINGEN 2017

Die Stauferstele in Güglingen steht neben der Bäckerei Oehler in der Marktstraße 27.

Inschriften der 33. Stauferstele

Wappen des Herzogtums Schwaben

'ALLODIUM
GUGELINGEN'
ALS STAUFISCHES
HAUSGUT ERWÄHNT
AM 23. APRIL 1188
—————————————
IM EHEVERTRAG VON
HERZOG KONRAD
VON ROTHENBURG
SOHN VON KAISER
FRIEDRICH I. BARBAROSSA
MIT BERENGARIA
TOCHTER VON
KÖNIG ALFONS VIII.
ERBIN DER KRONE
VON KASTILIEN
———————————————————
GESTIFTET VON LUISE LAYHER
IM ANDENKEN AN IHREN VATER
EBERHARD WILHELM LAYHER 1921-2012
UND SEIN LEBENSWERK



Wappen des Reichs

FRIEDRICH II.
1212
DEUTSCHER KÖNIG
1220
RÖMISCHER KAISER
BETRAUTE
HEINRICH
VON NEUFFEN
'EINEN DER EDELSTEN
UND MÄCHTIGSTEN
IN SCHWABEN'
—————————————
MIT DER ERZIEHUNG
SEINES 1211
GEBORENEN SOHNES
HEINRICH (VII.)
UND DER VERWALTUNG
DES HERZOGTUMS
SCHWABEN
'FILIUM SUUM
ET TOTAM SUEVIAM
SUAE CURAE
COMMISIT'



Wappen der Herren von Neuffen

HEINRICH
VON NEUFFEN
UND SEINE SÖHNE
HEINRICH UND
GOTTFRIED
'DER MINNESÄNGER'
—————————————
TRATEN AUF DIE SEITE
VON KAISER
FRIEDRICHS II.
AUFSTÄNDISCHEM SOHN
KÖNIG HEINRICH (VII.)
DER SICH 1235
IN WIMPFEN
DEM VATER
UNTERWERFEN MUSSTE
———————————————————
MARCUS WOLF FECIT MMXVII
STAUFERSTELE XXXIII



Wappen von Güglingen

IN STAUFISCHER ZEIT
UNTER DEN HERREN
VON NEUFFEN
WURDE GÜGLINGEN
ZUR STADT
—————————————
1241 GEHÖRTE
DIESEM GESCHLECHT
VON EDELFREIEN
DIE BURG
BLANKENHORN
BEI EIBENSBACH

Hintergrundinformationen zur Stauferstele

Güglingen liegt im Südwesten vom Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg und hat etwas mehr als sechstausend Einwohner. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort im Jahre 1188 in einem Vertrag zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und König Alfons VIII. von Kastilien.

Der altniederfränkische Begriff Allod ist aus all (voll, ganz) und od (Gut, Besitz) zusammengesetzt. Er steht für einen Besitz, über den man "voll und ganz" verfügen konnte und wurde als allodium in das Mittellatein übernommen. Neben diesem Eigengut gab es im Mittelalter das Lehen, ein von einem Lehensherrn "geliehener" Besitz, über den man nicht frei verfügen konnte.

Güglingen ist auf Grund der Endung "ingen" wahrscheinlich eine alemannische Gründung aus dem 4./5. Jahrhundert. Im zwölften Jahrhundert hatten die Staufer dort ein Eigengut, das Teil der Morgengabe einer künftigen Schwiegertochter Barbarossas werden sollte.

Im Seligenstädter Vertrag von 1188 wird als Morgengabe der künftigen Schwiegertochter von Kaiser Friedrich I. Barbarossa unter dreißig Burgen, Höfen, Städten und Eigengütern sowie einer Vogtei auch ein Eigengut in Güglingen (all[odium] in gugelingen) erwähnt. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Hof mit zugehörigem Land.

Im Seligenstädter Vertrag von 1188 wurde die Vermählung von Herzog Konrad von Rothenburg, einem Sohn von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, mit Berengaria, der ältesten Tochter von König Alfons VIII. von Kastilien vertraglich geregelt. Zur Morgengabe der Braut gehörten dreißig Burgen, Höfe, Städte und Eigengüter sowie eine Vogtei – darunter auch ein Eigengut in Güglingen (allodium in gugelingen), das hier erstmals urkundlich erwähnt wird. Dieser Ehevertrag wurde jedoch niemals in die Praxis umgesetzt.

Im 13. Jahrhundert gelangte Güglingen an die Herren von Neuffen.

Mehr als vierzig Jahre nach Ende der staufischen Herrschaft nördlich der Alpen wurde die Siedlung in einer Urkunde vom 8. März 12951 erstmals als Stadt (civitas) bezeichnet. Aus dieser Urkunde geht hervor, dass Güglingen damals an Konrad IV. von Weinsberg verpfändet war. Dem Weinsberger gehörte seit 1284 auch schon die Burg auf dem Hohenneuffen. Die Neuffener Hauptlinie, die auf der Stauferstele Hohenneuffen thematisiert ist, war damals bereits erloschen.

Erläuterung der Inschriften

Stauferlöwen. Der Ehevertrag, den Kaiser Friedrich I. Barbarossa am 23. April 1188 in Seligenstadt mit Abgesandten von König Alfons VIII. von Kastilien schloss, ist eine der interessantesten Urkunden der Stauferzeit. Zwar wurde die geplante Ehe zwischen Konrad und Berengaria nie zur Realität. Doch in indirekter Weise hatte der Vertrag eine große Bedeutung für die Entstehung des spanischen Staates. Mehr Details.

Die Erwähnung im Seligenstädter Vertrag ist die einzige direkte Verbindung zwischen Güglingen und den Staufern. Die Inschriften auf den anderen drei Seiten der Stele beziehen sich auf die Neuffener, denen Güglingen im 13. Jahrhundert gehörte.

Auf dem Sockel der Stele steht, dass die Stele zum Andenken an Eberhard Layher gestiftet wurde. Layher war ein Erfinder und Konstrukteur von Gerüstsystemen. Das von ihm gegründete Unternehmen hat seinen Stammsitz in Güglingen-Eibensbach, ist ein wichtiger Arbeitgeber in der Region und weltweit führender Hersteller von Gerüstsystemen. Seine Tochter Luise Layher, die auch die Stauferstele in Speyer gestiftet hat, ist neben Irmgard Schmid-Maybach, der Stifterin der Stauferstelen in Bad Wimpfen und in Kloster Maulbronn, die einzige Person, die zwei Stauferstelen gestiftet hat.

Reichsadler. Als Friedrich II. im Jahre 1220 wieder nach Italien zurückkehrte, wurde Heinrich von Neuffen Erzieher dessen Sohnes Heinrich (VII.) und ein Jahr lang Verwalter des Herzogtums Schwabens.2 3 Der 1211 geborene Heinrich, 1216 zum Herzog von Schwaben ernannt und 1220 zum römisch-deutschen König gewählt, war noch minderjährig. Einen expliziten Vormund hatte Heinrich (VII.) nicht, jedoch wurden die politischen Entscheidungen bis 1225 von Erzbischof Engelbert I. von Köln getroffen, während Heinrich sich meist in der Obhut von staufertreuen Bischöfen, Adligen und Ministerialen befand.4

Neuffen. Das Wappen zeigt drei Hifthörner. Ein Hifthorn ist ein kleines Signalhorn, dessen Name sich vom altdeutschen hiofan (wehklagen) ableitet. Zum Schicksal von König Heinrich (VII.) stehen hier weitere Details.

Auf dem Sockel steht, dass der Bildhauer Markus Wolf die Stele 2017 machte (lat.: fecit) und dies die 33. Stauferstele ist.

Als Stadt wird Güglingen 1295 erstmals erwähnt.
Güglingen. Das Wappen zeigt eine ab dem Hochmittelalter vorwiegend von Männern getragene kapuzenartige Kopfbedeckung, die Gugel genannt wird.

Die staufische Zeit endete in Deutschland, als der letzte Stauferkönig Konrad IV. im Jahre 1251 nach Italien aufbrach, um sein Erbe im Königreich Sizilien anzutreten, und 1254 dort starb. Als Stadt erwähnt wird die civitas in Gugelingen aber erstmals in der bereits erwähnten Urkunde von 1295.

Vor diesem Hintergrund kann man nicht wie auf der Stele behaupten, Güglingen sei in staufischer Zeit zur Stadt erhoben worden.

Im Gegensatz dazu macht es die Stadt Güglingen auf ihrer offiziellen Website richtig. Dort steht, dass Güglingen sich ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zur Stadt entwickelte, ohne dass eine frühere Stadterhebung bereits in der Stauferzeit behauptet wird.5

Von der Burg Blankenhorn, die einst den Neuffenern gehörte, steht heute noch eine Ruine.

1.  WUB, Band X, Nr. 4628.
2.  Im August 1220 entband Papst Honorius III. Heinrich von Neuffen von seinem Kreuzzugsgelübde auf Bitte von Friedrich, der ihm die Fürsorge für seinen Sohn Heinrich und das ganze Schwabenland anvertraut hatte (qui filium suum et totam Sueviam tue cure commisit). RI V,2,3 n. 6391.
3.  Adolf Layer u.a.: Von der Entstehung des Schwäbischen Herzogtums bis zum Ende der Stauferzeit (911-1268). In: Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, München 2001, S. 163-232, hier: S. 173.
4.  Wolfgang Stürner: König Heinrich (VII.) - Rebell oder Sachwalter staufischer Interessen. In: Karl-Heinz Rueß (Hrsg.): Der Staufer Heinrich (VII.). Ein König im Schatten seines kaiserlichen Vaters. Göppingen 2001, S. 12-42, hier: S.15.
5.  Aus der Geschichte von Güglingen auf gueglingen.de. Abgerufen am 2. April 2017.

Das eigenartige Ambiente der Güglinger Stauferstele

Was jedem Touristen in Güglingen sofort positiv auffallen muss, sind die über fünfzig Skulpturen im öffentlichen Raum. Wenn man sich vor diesem Hintergrund gedanklich nach einem würdigen Standort für die Stauferstele umschaut, dann steht überall schon etwas anderes mit älteren Rechten.

Da bleibt wohl für die Stauferstele nur noch ein Platz vor der blauen Wand einer Bäckerei mit Luftabzugsschächten und Rollläden im Hintergrund – das mit Abstand unpassendste Umfeld aller bisher aufgestellten Stauferstelen.

Wenn man weiß, wie Stauferstelen in anderen Städten an der Frage des Standorts gescheitert sind, ist es nicht vorstellbar, dass dieses eigenartige Ambiente so mit der Stifterin vereinbart war.

Wichtige Neuerung bei der Güglinger Stauferstele

Die Güglinger Stauferstele ist die erste, bei der auf dem Sockel steht, dass es eine Stauferstele ist, und zwar die 33. Stauferstele. Damit wird jetzt, wie schon lange von Kritikern gefordert, bei einer Stauferstele deutlich gemacht, dass diese Teil eines großen Projektes ist.

Bei der zwölften Stauferstele, die in Rothenburg steht, war letztmals ein Querverweis auf dem Sockel eingemeißelt, der die zu diesem Zeitpunkt bereits errichteten anderen Stauferstelen nannte. Seither fehlte jeder Hinweis auf das Gesamtprojekt. In Güglingen wurde jetzt anscheinend ein neuer Weg beschritten, eine Stauferstele als das, was sie wirklich ist, zu präsentieren.

Burgruine Blankenhorn

Oberhalb des Güglinger Ortsteils Eibensbach befindet sich die Burgruine Blankenhorn. Sie wurde um 1220 von den Herren von Neuffen erbaut und 1241 erstmals urkundlich erwähnt. Gut erhalten ist die achtzehn Meter hohe und drei Meter starke Schildmauer im Süden mit den für die Stauferzeit typischen Buckelquadern. Darunter eine Eskarpemauer (von frz. escarpe = Böschung, auch Innere Grabenfuttermauer genannt) zur Abstützung des Baugrunds und als zusätzliches Hindernis im inneren Burggraben. – Innerhalb der Burg lehnte sich ein viergeschossiger Palas an die Schildmauer an, von dem nur noch Reste erhalten sind.

Der Burgeingang befindet sich auf der Westseite. – Auf zahlreichen Quadern sind unterschiedliche Steinmetzzeichen aus der Bauzeit zu sehen. In das Zangenloch griff die Steinzange, mit der die Quader mit Hilfe eines Flaschenzuges hochgezogen wurden.

Enthüllung durch EU-Kommissar Günther Oettinger

Verbgrößerte Ansicht

Bei der Einweihung war EU-Kommissar Günther Oettinger (ganz links) dabei. Mit im Bild (v.l.n.r.): Bildhauer Markus Wolf, Bürgermeister Klaus Dieterich, Stifterin Luise Layher, Walter Ziegler. Vergrößerte Ansicht. Fotos: Sibylle Kreisel.

Stifter der Stauferstele

Luise Layher
Im Andenken an ihren Vater
Eberhard Layher (1921-2012)
und sein Lebenswerk

Einweihung: 1. April 2017


Seligenstädter Vertrag von 1188

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