JUSTINGEN 2012

Die Stauferstele von Justingen ist die einzige, die vom Steinbruch über die Entstehung in der Bildhauerwerkstatt, den Aufbau vor Ort bis zur Einweihung ausführlich dokumentiert ist. Hier ein Blick in die Werkstatt des Bildhauers Markus Wolf. – Die Stauferstele steht in der Kirchstraße 10.

Inschriften der 20. Stauferstele

Wappen von Justingen

ANSELM
VON JUSTINGEN
HOLT IM AUFTRAG
DER ANHÄNGER
DER STAUFER
FRIEDRICH
DEN SOHN VON KAISER
HEINRICH VI.
UND DER KAISERIN
KONSTANZE
—————————————
1212 VON SIZILIEN
NACH DEUTSCHLAND
ANSELM WIRD
REICHSHOFMARSCHALL
FRIEDRICHS II.
·IMPERIALIS AULE
MARSCALCUS·
BEGLEITET IHN ZUR
KAISERKRÖNUNG
1220 NACH ROM
———————————————————
IN MEMORIAM
WERNER ZINK 1918-2007
KLOTHILDE NATA OECHSNER 1920-2004



Wappen des Königreichs Jerusalem

FRIDERICUS
DEI GRATIA
IMPERATOR ROMANORUM
ET SEMPER AUGUSTUS
REX IERUSALEM
ET SICILIE
DUX SUEVIE
·DER GRÖSSTE
UNTER DEN FÜRSTEN
DER ERDE
DAS STAUNEN DER WELT·
—————————————
KAISERKRÖNUNG
IN ROM
22. NOVEMBER 1220
KÖNIG VON JERUSALEM
9. NOVEMBER 1225
TOD IN FIORENTINO
13. DEZEMBER 1250
BEIGESETZT
BEI SEINEN ELTERN
IM DOM VON PALERMO



Wappen des Reichs

FEDERICO DI SUEVIA
GEBOREN IN IESI
26. DEZEMBER 1194
KÖNIG VON SIZILIEN
17. MAI 1212
AUFBRUCH IN PALERMO
18. MÄRZ 1212
EINZUG IN KONSTANZ
IM SEPTEMBER 1212
—————————————
WAHL ZUM DEUTSCHEN
KÖNIG IN FRANKFURT
5. DEZEMBER 1212
ERNEUTE KRÖNUNG
IN AACHEN
25. JULI 1215



Wappen des Herzogtums Schwaben

HEINRICH (VII.)
SOHN VON KAISER
FRIEDRICH II.
ERHEBT SICH 1234
GEGEN SEINEN VATER
WIRD 1235 IN WORMS
GEFANGENGENOMMEN
UND IN KALABRIEN
BIS ZU SEINEM TOD
1242 EINGEKERKERT
—————————————
ANSELM
VON JUSTINGEN
ALS PARTEIGÄNGER
DES SOHNES FLÜCHTET
ZU DEM GLEICHFALLS
GEÄCHTETEN HERZOG
FRIEDRICH II.
VON OESTERREICH
NACH KLOSTERNEUBURG
AN DESSEN HOF
ER 1244 NOCH WEILT
·IMPERATOR FRIDERICUS
SUEVIAM INTRAVIT
FILIUM SUUM CAPTIVUM
IN EXILUM MISIT
JUSTINGEN
OBSIDIENS EVERTIT·
ANNALES ZWIFALTENSES 1256
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BERND ET URSULA KRISSLER-ZINK DEDERUNT
MARKUS WOLF FECIT MMXII

Hintergrundinformationen zur Stauferstele

Die Stauferstele vor der barocken, in ihren Grundmauern aber noch aus der Stauferzeit stammenden und 1275 erstmals urkundlich erwähnten St. Oswaldkirche.

Das Dorf Justingen liegt auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb auf 750 m Höhe und ist ein Stadtteil von Schelklingen im Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg. Justingen wurde im Jahre 1090 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort entstand aber schon in der Zeit der alamannischen Landnahme im 6./7. Jahrhundert, wie die Endung -ingen andeutet.

Justingen hatte im Mittelalter seinen eigenen Ortsadel, genannt von Justingen, mit Sitz auf der Burg Justingen, von der heute nur noch geringfügige Reste übriggeblieben sind. Überregionale Bedeutung hatte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts Anselm von Justingen.

Anselm von Justingen

Nach der Ermordung des Stauferkönigs Philipp von Schwaben (Sohn von Kaiser Friedrich I. Barbarossa) im Jahr 1208 wurde dessen Gegner Otto IV. zum deutschen König gewählt und im folgenden Jahr von Papst Innozenz III. in Rom zum Kaiser gekrönt.

Im September 1211 wählten Anhänger der Staufer den siebzehnjährigen Friedrich, den in der Erbfolge an erster Stelle stehenden Enkel von Barbarossa und Neffen von Philipp, mit Zustimmung des Papstes in Nürnberg zum alium imperatorem (dt.: anderer Kaiser). Die beiden Schwaben Anselm von Justingen und Heinrich I. von Neuffen (siehe Stauferstele Hohenneuffen) wurden nach Italien geschickt, um Friedrich aus Sizilien nach Deutschland zu holen.

Heinrich von Neuffen sollte die lombardischen Städte im Norden Italiens für Friedrich gewinnen. Anselm von Justingen holte zunächst in Rom die päpstliche Zustimmung zu seiner Mission und reiste dann weiter nach Sizilien.

Dort gelang es ihm, Friedrich von seiner großen weltgeschichtlichen Aufgabe zu überzeugen, obwohl dessen Frau Konstanze dringend von diesem abenteuerlichen Unternehmen abriet.1

Mitte März 1212 trat Friedrich mit einem geringen Gefolge die Reise über die Alpen an, wo er in Chur von staufischen Anhängern empfangen wurden. Mitte September 1212 erreichte er die Bischofsstadt Konstanz, die sich gerade auf den Empfang von Kaiser Otto IV. vorbereitete. Nachdem der Erzbischof Berard von Bari eine päpstliche Bannbulle gegen Otto verlesen hatte, öffnete Konstanz seine Tore für Friedrich und ließ Otto vor verschlossenen Toren stehen.

Friedrich konnte sich innerhalb kurzer Zeit durchsetzen. Nachdem Otto IV. 1214 bei der Schlacht bei Bouvines eine vernichtende Niederlage erlitten hatte, wurde Friedrich am 25. Juli 1215 im Aachener Dom endgültig zum deutschen König gekrönt.

Als Friedrich II. im Herbst 1212 in Deutschland eingetroffen war, ernannte er Anselm zum imperialis aule marscalcus (dt.: Reichshofmarschall), der nun der oberste Verwaltungsbeamte des kaiserlichen Hofes war, der alle Wirtschaftseinrichtungen unter seiner Aufsicht hatte. Allerdings musste er sein Amt kurz darauf an Heinrich von Kalden abgeben. Erst nach dessen Tod im Jahre 1215 erscheint Anselm wieder mit dem Titel eines Reichsmarschalls, fast ständig im Gefolge Friedrichs II., den er 1220 auch zur Kaiserkrönung nach Rom begleitete.

Im August 1221 kam Anselm mit einer Flotte den im ägyptischen Damiette bedrängten Kreuzfahrern zu Hilfe. Zwischen 1224 und 1227 scheint er sein Amt verloren zu haben. Im Juni 1228 war er bei Friedrich II. in Brindisi, im Sommer 1230 als Gesandter Heinrichs (VII.) bei Herzog Ludwig von Bayern.

Als sich der junge König Heinrich (VII.) gegen seinen Vater Friedrich II. empörte, stellte Anselm sich auf die Seite des Sohnes. Im Dezember 1234 schloss er in Mailand das Bündnis Heinrichs mit den Lombarden gegen Friedrich II. Im Sommer 1235 kämpfte er in Schwaben gegen die kaiserliche Partei, noch im gleichen Jahre wurde seine Stammburg Justingen von Friedrich II. zerstört.

Anselm flüchtete zu dem vom Kaiser geächteten Herzog Friedrich II. von Österreich, an dessen Hof in Klosterneuburg bei Wien er bis 1244 wiederholt nachweisbar ist.

1.  O. Abel, L. Weiland: Die Chronik des Propstes Burchard von Ursberg (Burchardi praepositi Urspergensis Chronicon), MGH Script. rer. Germ., 16, 1874, S. 99-100.

Die von Kaiser Friedrich II. zerstörte Burg Justingen stand zweieinhalb Kilometer südwestlich oberhalb von Hütten über diesen Felsen. 1567 wurde anstelle der wiedererbauten mittelalterlichen Burg ein Renaissanceschloss errichtet. 1751 ging die Herrschaft durch Kauf an Herzog Carl Eugen von Württemberg über, der auf den Schlossgütern eine Merinoschafzucht anlegte. 1834 wurde das Schloss an die Gemeinde Hütten verkauft und abgebrochen. – Rechts die im Jahr 2012 restaurierte nordwestliche Mauer.

Bedeutung der Wappen

Hagedornast. Wappen von Justingen. Der Begriff Hagedorn steht für dornige, heckenbildende Büsche und Sträucher wie Weißdorne. Das Wappen beruht auf folgender Sage: Ein Freiherr von Gundelfingen ließ sich im hohen Mittelalter in Justingen nieder, nachdem er einen Verwandten im Streit getötet hatte. Der Kaiser entzog ihm seinen Titel, seine väterlichen Güter und sein bisheriges Wappen. Zur Strafe erhielt er als neues Wappen einen roten Hagedorn auf goldenem Feld - als sei er mit einem brennenden Dorn vertrieben worden. Der so Bestrafte baute jedoch eine neue Herrschaft auf und seine Nachfahren behielten das Wappen, allerdings mit silbernem Ast auf blauem Grund.

Jerusalemkreuz. Kruckenkreuz mit Querbalken in der Mitte, gedeutet als Christus mit den vier Evangelisten. Kaiser Friedrich II. war u.a. auch König von Jerusalem.

Reichsadler. Wappen des römisch-deutschen Kaisers zur Zeit der Staufer. Heute Bundesadler auf der Standarte des deutschen Bundespräsidenten.

Stauferlöwen. Wappen des staufischen Herzogtums Schwaben. Heute Teil des Wappens von Baden-Württemberg.

Erläuterung der Inschriften

Justingen. Anselm von Justingen reiste 1212 nach Sizilien und überzeugte den späteren Kaiser Friedrich II. davon, nach Deutschland zu kommen und sein staufisches Erbe anzutreten. Er wurde anschließend Reichshofmarschall (lat.: imperialis aule marscalcus). 1220 begleitete er Friedrich zu dessen Kaiserkrönung in Rom.

Jerusalemkreuz. Der lateinische Text zu Friedrich II. heißt auf Deutsch: Friedrich von Gottes Gnaden Kaiser der Römer und immer erhaben, König von Jerusalem und Sizilien, Herzog von Schwaben. – Das Zitat darunter vom Staunen der Welt stammt von Matthaeus Parisiensis. Mehr dazu siehe Stauferstele Castell Fiorentino. – 1220 war die Kaiserkrönung Friedrichs II. durch den Papst in Rom. Durch Heirat mit Isabella von Jerusalem wurde Friedrich im Jahre 1225 König von Jerusalem. 1250 starb er im Castel Fiorentino und wurde in der Kathedrale Maria Santissima Assunta (dt.: heiligste in den Himmel aufgenommene Maria) in Palermo bestattet, wo sein Porphyrsarkophag noch heute zu besichtigen ist.

Siehe auch: Das "staufische" Königreich Jerusalem.

Reichsadler. Federico di Svevia (dt.: Friedrich von Schwaben), wie die Italiener Friedrich II. nennen, wurde 1194 im italienischen Jesi geboren. Im März 1212 zog er von Sizilen nach Deutschland und kam nach sechs Monaten in Konstanz an. Im gleichen Jahr wurde er in Frankfurt zum König gewählt, in Mainz gekrönt und 1215 in Aachen erneut (diesmal am "rechten Ort") gekrönt.

Für den auf der Stele behaupteten Aufbruch am 18. März in Palermo gibt es keinerlei Beweise. Weitere Details.

Stauferlöwen Friedrich II. setzte seinen ersten Sohn Heinrich (VII.) als deutschen König ein, hat ihn aber im Jahr 1235 wieder entthront, gefangengenommen und bis zu seinem Tod im Jahre 1242 eingekerkert. – Anselm von Justingen stand auf der Seite von Heinrich (VII.) und musste zum ebenfalls geächteten Herzog Friedrich II. von Österreich fliehen, wo er 1244 letztmals nachgewiesen ist. – Der lateinische Text heißt auf Deutsch: Kaiser Friedrich drang in Schwaben ein. Er schickte seinen gefangengenommenen Sohn ins Exil. Er belagerte und zerstörte Justingen. Chronik von Zwiefalten 1256. – Auf dem Sockel steht: Bernd und Ursula Krißler-Zink stifteten (lat.: dederunt), Marcus Wolf machte (lat.: fecit) 2012 (die Stauferstele).


Links: Die Stifterin Ursula Krißler-Zink inspiziert in der Werkstatt des Bildhauers Markus Wolf in Plieningen die in Arbeit befindlichen Trommeln der Justinger Stauferstele. – Rechts: Ivan Karpov ein Mitarbeiter des Bildhauers, beim Ausmeißeln der Inschrift. Fotos: Bernd Krißler. Siehe auch: Wie eine Stauferstele entsteht. Vom Steinbruch bis zur Einweihung in Justingen.

Bildhauer Markus Wolf (links) am Freitag vor der der Einweihung beim Aufbau der Stauferstele. Sein Mitarbeiter Ivan Karpov (rechts) und ein hilfsbereiter Zuschauer aus Justingen sorgen für die exakte Position der obersten Trommel.

Am Morgen der Einweihung ist das Denkmal noch verhüllt. Es befindet sich auf historischem Grund, wo das im Jahr 1955 abgerissene Amtshaus der Reichsherrschaft Justingen stand. Auf dem alten Foto sieht man das Amtshaus und rechts die Südwestecke der St. Oswaldkirche; die ungefähre Position der Stauferstele ist mit einem Pfeil gekennzeichnet. Historisches Foto: Hans Rommel.

V.r.n.l: Markus Wolf (Bildhauer, mit Schnur der Verhüllung), Ursula Krißler-Zink und Bernd Krißler (Stifter), Heinz Seiffert (Landrat des Alb-Donau-Kreises), Heinrich Haasis (Präsident des Weltinstituts der Sparkassen, weißer Mantel), Anselm von Justingen und Heinrich von Neuffen (Schauspieler zu Pferde).

Domkapitular i. R. Franz Glaser bei der feierlichen Segnung der soeben enthüllten Stauferstele. Fotos: Edgar Sobkowiak.

Auch die beiden Stifter bekommen ein paar Spritzer Weihwasser ab. Foto: Edgar Sobkowiak.

Die Stifter Ursula Krißler-Zink und Bernd Krißler. Im Hintergrund Anselm von Justingen und Heinrich von Neuffen (Schauspieler zu Pferde).

"Wir leben in Stuttgart, wo wir per Zufall die Broschüre 'Stauferfreunde stiften Stauferstelen' in die Finger bekamen. Darin stand, dass auch für Justingen, wo meine Mutter herstammt, eine Stauferstele geplant ist. Daraufhin passierte aber erst einmal garnichts, bis ich einen Roman über Friedrich II. las, in dem Anselm von Justingen recht häufig vorkam. Das war der Auslöser. Wir setzten uns mit meinen Verwandten in Justingen in Verbindung, die das sofort im Ort besprachen. Die Justinger waren begeistert. Es ergab sich eine Super-Zusammenarbeit mit dem Ortsvorsteher Herr Nägele."

Ursula Krißler-Zink auf die Frage, warum sie und ihr Ehegatte Bernd diese Stauferstele gestiftet haben

Seit 2018 steht bei der Stauferstele eine Bank. Foto: Bernd Krißler.

Elvira Mauz beim Irenenritt 2018 vom Kloster Lorch über den Hohenstaufen und Justingen zur abgegangenen Burg Schweinhausen.

Stifter der Stauferstele

Bernd Krißler und Ursula Krißler-Zink
In memoriam
Werner Zink (1918-2007)
Klothilde geb. Oechsner (1920-2004)

Einweihung: 7. Oktober 2012


Wie eine Stauferstele entsteht

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