Zweiter Anlauf für die Stauferstele Würzburg

Leiter des Stadtarchivs setzt das Thema erneut auf die Tagesordnung

Laut einem Pressebericht in der Mainpost vom 26. Januar 2019 referierte Axel Metz, der Leiter des Stadtarchivs, in der letzten Sitzung des Kulturbeirats über aktuelle Projekte zum Thema Erinnerungskultur. Dabei ging er auch auf die Stauferstele ein, deren Aufstellung auf dem Kiliansplatz zwischen Dom und Neumünster schon im Jahre 2016 diskutiert und schließlich abgelehnt wurde. Nach Worten des Leiters des Stadtarchivs soll das Thema erneut auf die Tagesordnung kommen und nach einem geeigneteren Standort gesucht werden.

Delegation aus Würzburg im Rahmen der Städtefreundschaft mit Syrakus am 26. Oktober 2019 vor der dortigen Stauferstele. Foto: Moscatt.


VON PETER KOBLANK (2019)

2016 wurden unsachgerechte Argumente gegen eine Aufstellung auf dem Kiliansplatz vorgetragen und stattdessen zwei unsinnige und unattraktive Standorte für die Stauferstele vorgeschlagen. Der 76-jährige Stifter Dieter Salch zog daraufhin sein Angebot zurück. Hier der Bericht, der im Sommer 2016 auf dieser Website veröffentlicht wurde:

Keine Stauferstele für Würzburg

Gegen ursprünglich geplanten Standort beim Kiliansdom / Stifter zieht sein Angebot zurück

Würzburg ist eng mit der Geschichte der Staufer verbunden. Dennoch ist die Idee, in der Nähe des Kiliansdoms eine Stauferstele zu errichten, anscheinend endgültig gescheitert. Dabei wäre dies ein repräsentativer und aus historischer Sicht idealer Standort gewesen, an dem das zeitlos-klassische Denkmal mit den auf dem Kiliansplatz aufgestellten neuzeitlichen Skulpturen völlig problemlos koexistiert hätte. Hingegen könnte man die als Alternative genannten Plätze so deuten, dass in Würzburg wohl kein ernsthaftes Interesse an einer Stauferstele besteht.

Das Bistum Würzburg (lat.: Herbipolis) wurde 742 gegründet. In der Stauferzeit war Würzburg eine der größten Bischofsstädte. Für die staufischen Könige und Kaiser Konrad III., Friedrich I. Barbarossa, Heinrich VI., Philipp von Schwaben, Friedrich II., Heinrich (VII.) und Konrad IV. lassen sich einundsiebzig Aufenthalte in Würzburg nachweisen.

Der Würzburger Jurist Dieter Salch ist Stifter der Stauferstele. Ausschnitt aus der Broschüre des Komitees der Stauferfreunde Stauferfreunde stiften Stauferstelen (2014), S. 74.

1156 fand auf einem Hoftag in Würzburg die Hochzeit von Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit seiner zweiten Frau Beatrix von Burgund statt.

1165 wurden hier die "Würzburger Eide" von Kaiser Friedrich I. Barbarossa und fast allen Fürsten abgelegt, niemals den Papst Alexander III. anzuerkennen.

1168 belehnte der Kaiser den damaligen Würzburger Bischof Herold mit der Herzogswürde. Die Bischöfe der Stadt konnten sich fortan Fürstbischöfe nennen und den Titel Herzog in Franken führen.

Von 1190 bis 1191 war der spätere König Philipp von Schwaben als Bischofselekt der gewählte Bischof von Würzburg, doch konnte sein Bruder Kaiser Heinrich VI. die Weihe anscheinend nicht durchsetzen.

Um 1220 belehnte Kaiser Friedrich II. den zehn Jahre später im Kreuzgang des Würzburger Neumünsters bestatteten Dichter Walther von der Vogelweide mit einem in Würzburg gelegenen Alterssitz.

Aus der Stauferzeit stammen u.a. Kiliansdom, Neumünster, St. Burkhard, der Turm der Deutschhauskirche, Turm und Kernbau des Grafeneckarts (Rathaus), der Bergfried auf der Festung sowie verschiedene Tore und Mauerreste in der Altstadt.

Kiliansplatz mit romanischem Kiliansdom (links), Bischofspalast (heute Museum am Dom), Chorapsis des romanischen Neumünsters und Eingangstor zum Lusamgärtlein (rechts).

Kiliansplatz bei Dom und Neumünster als idealer Standort

Hochzeit Barbarossas von Giovanni Battista Tiepolo im Kaisersaal der Würzburger Residenz.

Kaiser Friedrich I. Barbarossa feierte seine Hochzeit mit Beatrix von Burgund in der zweiten Woche nach Pfingsten vom 11. bis 17. Juni 1156 in Würzburg. Dass damals der heute noch existierende Kiliansdom und dessen nähere Umgebung eine Rolle spielten, steht außer Zweifel. So auch der Würzburger Stadtheimatpfleger Hans Steidle: "Der Ort der Hochzeit war nach meinen Forschungen der Dom mit dem benachbarten Bischofspalast (Museum am Dom), der Kürschnerhof (damals Garten des Bischofspalais) und die Domstraße (Markt, Prozessionsstraße)."1

Mit seiner Doppelturmfassade und einer Gesamtlänge von 105 Metern ist der noch in der Salierzeit erbaute Würzburger Kiliansdom das viertgrößte romanische Kirchengebäude in Deutschland. Der für damalige Verhältnisse gewaltige Bau diente insbesondere in der Stauferzeit auch als Tagungsraum für Reichstage.2

Gegenüber vom Dom steht das ebenfalls romanische Neumünster. Von dessen Kreuzgang ist heute noch der Südflügel übrig, der als ein Hauptwerk der Stauferzeit in Würzburg gilt. Dort im sogenannten Lusamgärtlein ist der um 1230 verstorbene Dichter Walther von der Vogelweide bestattet, dessen Originalgrab vermutlich bei Bauarbeiten im 18. Jahrhundert verloren ging. Der Dichter erhielt um 1220 von Kaiser Friedrich II. in Würzburg oder dessen näherer Umgebung ein Lehen als Alterssitz.

Es gibt also genügend Bezüge zu den Staufern, die eine Aufstellung einer Stauferstele im Bereich von Kiliansdom und Neumünster rechtfertigen. Dem steht auch nicht entgegen, dass der Kiliansplatz von der Diözese Würzburg als Skulpturenpark für zeitgenössische Kunst genutzt wird. Niemand würde auf die Idee kommen, die Stauferstele, die ja auf Grund ihrer klassischen, zeitlosen Form und ihrer Inschriften eindeutig als Denkmal zu identifizieren ist, als Teil der modernen Plastiken auf dem Kiliansplatz aufzufassen. – Dieser Platz ist groß genug für die modernen Skulpturen und ein Staufer-Denkmal.

Der Treppenabsatz vor der Chorapsis des Neumünsters wäre ein idealer Standort für die Stauferstele. Hier könnte die Stele, die ohnehin als ein zeitlos gestaltetes Denkmal erkennbar ist, das keine moderne Kunst sein will, etwas abgesetzt mit den modernen Skulpturen auf dem übrigen Platz problemlos koexistieren. – Rechts von dem angedeuteten Standort der Stauferstele steht die rostfarbige Plastik Auferstehender und Fallender von Michael Morgner, von der weiter unten die Rede sein wird.

Reste des romanischen Kreuzgangs des Neumünsters, ein Hauptwerk der Stauferzeit, im sogenannten Lusamgärtlein. Dort befindet sich auch das neuzeitliche Kenotaph von Walter von der Vogelweide. Der Sage nach war es der letzte Wille des Dichters, dass an seinem Grab Vögel gefüttert ("Vogelweide") werden sollten. Daher sind auf dem Stein vier Näpfe für Körner und Wasser eingetieft.

Entscheidungsfindung in Würzburg in fünf Akten

1. Akt

Der Bauausschuss der Stadt befasste sich Mitte Juli 2016 mit der denkmalschutzrechtlichen Genehmigung der Stauferstele am Kiliansplatz in Domnähe an der Chorapsis des Neumünsters. Laut einem Pressebericht der Mainpost vom 19. Juli 2016 wollte sich das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege der Entscheidung der Diözese Würzburg anschließen, da die Stele in deren Skulpturenpark stehen sollte.

Bischof Friedhelm Hofmann habe die Mitglieder des Allgemeinen Geistlichen Rates bereits im Februar informiert, dass eine Stauferstele oberhalb der Neumünsterkirche, hinter der Apsis des Neumünsters, auf städtischem Grund aufgestellt werden soll. Der AGR habe dies zur Kenntnis genommen. Im Bistum gab es dem Pressebericht zufolge jedoch drei Meinungen:

  • Nach Worten von Bistumssprecher Bernhard Schweßinger sei eine Genehmigung der Diözese nicht notwendig, da es sich um einen öffentlichen Platz handele.
  • Nichtsdestotrotz lagen Stadtbaurat Christian Baumgart schriftliche Zustimmungen von Bischof Friedhelm Hofmann und dem Vorsitzenden der Neumünster-Stiftung, Dompfarrer Jürgen Vorndran vor.
  • Der Kunstreferent der Diözese Würzburg, Domkapitular Jürgen Lenssen, habe sich hingegen massiv dagegen ausgesprochen, da die Stauferstele "kein Original ist, sondern eine Kopie, die anderswo auch schon steht." Notfalls werde er die angrenzende Plastik Auferstehender und Fallender von Michael Morgner wegnehmen. Dann könne sich die Stadt an der neuen Stele erfreuen.

Auch Stadtheimatpfleger Hans Steidle, so die Mainpost weiter, war gegen diesen Standort. In ihrer traditionalistischen Formensprache stehe die Stele zu den anderen Kunstwerken auf dem Platz im Widerspruch.

Zwar stammen die beiden romanischen Kirchen am Kiliansplatz, der Dom und das Neumünster, aus der Stauferzeit, hätten aber laut Steidle nichts mit den Staufern zu tun. Der Kiliansplatz sei seit dem zwölften Jahrhundert bis 1803 ein Friedhof gewesen, zu dem die Staufer ebenfalls keinen Bezug gehabt hätten. Steidle plädiert dem Pressebericht zufolge für das Mozartareal. Dort habe der Katzenwickerhof gestanden, den die Staufer 1172 erwarben, um bei Reichs- und Hoftagen ihr Gefolge aufzunehmen. – Dass er fünf Jahre zuvor selbst auf den Zusammenhang von Dom und Barbarossa-Hochzeit sowie auf die Verbindung mit Walther von der Vogelweide hingewiesen hatte, scheint er vergessen zu haben.

Neun Stadträte stimmten im Bauausschuss für eine Stauferstele auf dem Kiliansplatz, sieben waren dagegen.

2. Akt

Kurz darauf haben zehn von siebzehn Mitgliedern des Bauausschusses, die der SPD, den Grünen, der CSU und der ÖPD angehören, diesen Beschluss zu Gunsten einer Stauferstele auf dem Kiliansplatz im Nachhinein reklamiert. Eine derartige förmliche Beanstandung kommt in der Praxis selten vor, ist aber nach § 7 Abs. 2 der Geschäftsordnung des Würzburger Stadtrates möglich und konform mit der bayerischen Gemeindeordnung. Nun musste sich am Donnerstag, 28. Juli 2016, der gesamte Stadtrat mit fünfzig Abgeordneten mit der Stauferstele befassen.

3. Akt

Parallel dazu teilte Stadtrat Wolfgang Baumann (ZfW) am 25. Juli 2016 dem Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt mit, dass er die Stauferstele am Kiliansplatz für eine "Schnapsidee" halte, und forderte eine weitere Beratschlagung mit dem Stifter, zu der es aber anscheinend nicht mehr kam.3

4. Akt

Auch der frühere Würzburger Oberbürgermeister und heutige Landtagsabgeordnete Georg Rosenthal (SPD) meldete sich zu Wort: "In unserer Stadt mit historischen Wurzeln muss die Stele für die Staufer, wenn überhaupt, an einem Ort stehen, zu dem die Staufer einen Bezug haben. Alles andere ist unlogisch, ahistorisch und unpassend." Und: "Die Staufer-Stele ist kein Kunstwerk, sondern steht in identischer Form auch an zig anderen Orten. Als rein funktionales Objekt soll sie an die Geschichte Würzburgs erinnern. Das passt einfach nicht zusammen."4

Die einzigen beiden passenden Orte seien laut Rosenthal das Mozartareal, wo der von den Staufern erbaute Katzenwickerhof stand, oder das Amt für ländliche Entwicklung an der Zeller Straße, wo sich nach seinen Worten "noch Überreste eines kleinen Königshofs befinden, der wohl auch den Staufern gehörte."4

Die beiden Alternativstandorte in der Zeller Straße und Hofstraße

1. Linksmainisch in der Zeller Straße, wo heute das Amt für ländliche Entwicklung Unterfranken seinen Sitz hat. Mit der Errichtung der Mainbrücke soll dort um 1130 ein kleiner Hof entstanden sein, der rund vierzig Jahre von den Staufern genutzt worden sein soll. Allerdings, so Stadtpfleger Steidle im Jahre 2011: "Die Aufstellung ist für die öffentliche Wahrnehmung jedoch ungünstig, da das Areal an der Peripherie der Altstadt und außerhalb der Fußwege der Touristen und der Würzburger liegt. Dies kann ich aus eigener Führungstätigkeit bestätigen."5

2. Am Ende der Hofstraße beim Mozartgymnasium, wo Friedrich I. Barbarossa 1172 am Rand der ummauerten Stadt den Katzenwickerhof erwarb und zu einer repräsentativen Stadtpfalz ausbauen ließ. Dieser Hof wurde 1855 abgerissen. Hier bietet laut Stadtpfleger Steidle "das Areal des Mozartgymnasiums, eines denkmalgeschützten Komplexes der 1950er Jahre, besonders zur Hofstraße genügend Raum für die Aufstellung der Staufersäule."5

An beiden Standorten gibt es keinerlei Baubestand aus der Stauferzeit.

Dies sind die Standorte, die allen Ernstes als Alternative zum Kiliansplatz vorgeschlagen wurden: Links die Zeller Straße abseits aller Fußwege der Touristen und der Würzburger. – Rechts der Platz vor dem ehemaligen Mozartgymnasium in der Hofstraße. Momentan scheint unklar zu sein, wie überhaupt die Zukunft dieses Sanierungsfalles aussieht.

5. Akt

Am 28. Juli 2016 wurde im Stadtrat bekannt gegeben, dass der 76-jährige Stifter Dieter Salch nach all dem sein Angebot schriftlich zurückgezogen habe. Dies ist menschlich nachvollziehbar. Konstruktiver wäre es vielleicht gewesen, wenn er die für den einen oder anderen Lokalpolitiker wohl nicht ganz einfach zu überblickenden Zusammenhänge, die für den ursprünglich geplanten Standort beim Kiliansdom sprechen, überzeugend dargelegt hätte.

Laut Pressebericht der Mainpost vom 29. Juli 2016 wird es nun in Würzburg keine Stauferstele geben. Schade für das Stauferstelen-Projekt, schade aber auch für Würzburg. Vielleicht kehrt aber doch noch Vernunft ein.

1.Hans Steidle: Aufstellung einer Staufersäule. Würzburg 2011, S. 2.
2.Christine Weisner: Würzburg Stadtführer. Veithöchsheim 2016, S. 47.
3.Wolfgang Baumann: "Staufer-Stele" des "Komitees der Staufer-Freunde". Brief vom 25. Juli 2016.
4.Georg Rosenthal: Rosenthal sieht Staufer-Stele auf Kiliansplatz völlig deplatziert. Presseerklärung vom 27. Juli 2016.
5.Steidle S. 3.

Geplante Stauferstelen

stauferstelen.net