Peter Klink und seine Entdeckungen zur mittelalterlichen Stadtplanung

Der Pfullendorfer Kunstschmied Peter Klink hat neue Entdeckungen zur mittelalterlichen Stadtplanung von Pfullendorf gemacht. Demnach stellt sich die Stauferstadt als Zeugnis gelungener Stadtplanung dar. Das neueste Kartenwerk belegt den goldenen Schnitt.


VON JÜRGEN WITT

Peter Klink stellt im historischen Sitzungssaal des Rathauses seine neuesten Entdeckungen der Stadtplanung von Pfullendorf in der mittelalterlichen Stauferzeit dar. Seine geometrischen Berechnungen basieren auf Kriterien, die auf eine weit entwickelte Baukunst deuten, die in der Zeit von Friedrich II. begonnen wurde. Bild: Witt

Peter Klink, Kunstschmied aus dem Pfullendorfer Stadtteil Denkingen, hat den Durchbruch als weiterer Promoter der Pfullendorfer Stadtgründungsgeschichte geschafft: Mit seinen faszinierenden Entdeckungen zur Stadtplanung von Pfullendorf, das im Jahre 1220 der Stauferkönig Friedrich II. erbauen ließ, habe er die Klarheit gewonnen, dass sie nach Kriterien der Sonnenwenden und im goldenen Schnitt angelegt worden ist. Sein Wissen, das er anhand selbst vorgenommener geometrischer Berechnungen untermauern kann, präsentierte er erstmals öffentlich im Rathaus der Stadt Pfullendorf. Als Beiwerk gibt es nun eine interessant gestaltete 20-seitige Stadtplanungskarte unter dem Titel "108 Grad in der Wintersonne". Danach wurden die Straßen ausgerichtet.

Bürgermeister Thomas Kugler, der Klinks Erkenntnisse in einer "absoluten Systematik" sieht, ist überzeugt davon, dass dessen Definition zur Stadtgründung weitere Kreise ziehen wird: "Es wird ein Echo geben. Wir sind stolz auf die Pfullendorfer Historie!"

Peter Klink erläuterte dieses außerordentliche Erzeugnis, wonach die Oberstadt exakt nach den Sonnenauf- und -untergang über erkennbare Planungsprinzipien konzipiert worden ist. Diese Phänomene konnte er auf Fotografien nachweisen, die er in früher Morgen- und später Abendstunde gemacht hatte. Er zeichnete Konstruktionslinien nach, sprach von einer systematischen Stadtbefestigung. Er zeigte mit geschlagenen Kreisbögen von Straßen und Gassen, die zum Oberen Tor führen, nach, wie die so genannte Fischblase, ein gotisches Motiv, zu erkennen ist. Selbst Wasserleitungen und die drei Weiher um die eingemauerte Stadt herum seien früher in dieser Planung miteinbezogen worden.

Klink führte weitere Fallbeispiele auf. Stadtmauern und Straßen, die in Bad Saulgau, Konstanz, Berlin-Neukölln, Schwäbisch Gmünd, Zürich oder Baalbek, dem historischen Heliopolis im Libanon verblüffend ähnliche Strickmuster zeigen und in seinem neuesten Kartenwerk dargestellt sind.

Breite Unterstützung erhält er vom ebenfalls in Pfullendorf lebenden Historiker Peter Schramm: "In der Urkunde der Stadtgründung ist zwar von Befestigung mit Toren und einem Mauerring die Rede, es wurde aber nicht hinterlassen, wie geplant und gebaut werden soll!" Dennoch sei es ja unwahrscheinlich, dass die Bauherren in damaliger Zeit willkürlich nur nach Gefühl gebaut hätten. Schließlich hätte der Bau von Städten und Häusern im Mittelalter einen anderen Stellenwert besessen, als es noch kein Kunstlicht gegeben habe. Und neben dem Lichteinfall seien kosmologische, astrologische und christologische Aspekte mitberücksichtigt gewesen.

Schramm freut sich schon darauf, dass im Bindhaus ein zweiter Raum zur Verfügung steht, in dem Klinks Erkenntnisse auf Stelltafeln ausgestellt werden können. Ihm schwebt vor der Neueröffnung im März/April 2015 ein Symposium zu diesem Thema vor. Dieses neue Stadtplanungswerk dürfte als Bereicherung im Fremdenverkehr dienen, die ja eine wichtige Einnahmequelle ist. Schramm sieht noch einen weiteren Aspekt: "Dass sich die Pfullendorfer bewusst werden, was sie an dieser Stadt haben."

Die Stadtplanungskarte mit 1700 Exemplaren ist ab sofort im Tourismusbüro, in der Buchhandlung Linzgau und im Reformhaus Kratzert erhältlich. Sie kostet 4,50 Euro.

Zur Person

Peter Klink ist 1986 als Bundeswehrsoldat nach Pfullendorf gekommen. Er erlernte das Handwerk des Kunstschmieds, kam über ein Stipendium der Unesco nach Venedig. Dort befasste er sich mit Kunstgeschichte und kam erstmals mit dem Thema Städtebau und Städteplanung in Berührung. Sein Studium intensivierte er durch zahlreiche Städteexkursionen. "Danach sah ich Pfullendorf mit anderen Augen!" Fünf Jahre lang hat der 53-Jährige intensive Recherchen zur mittelalterlichen Stadtgründung von Pfullendorf betrieben. Vor drei Jahren ist es ihm gelungen, den Sonnenaufgang fotografisch festzuhalten.

Über seine Entdeckungen kontaktierte Klink ausgewiesene Experten wie Klaus Humpert, Professor für Stadtplanung, den einstigen Stadtbaumeister von Freiburg, der wissenschaftlich den Städtebau der Zähringer analysierte. Humpert sagt, dass Stadtplanungen unter dem Aspekt einer Sonnenwende niemals wissenschaftlich untersucht worden seien, beschied aber Klink: "Wenn Sie das herausgefunden haben, haben Sie etwas Neues entdeckt!" Klink sagt, dass er überzeugt sei, dass fast unter jeder Stadt in jenem Zeitalter ein planerisches Pentagramm, ein fünfzackiger Stern liege. (jüw)

Quelle: Südkurier 10.12.2014 – www.suedkurier.de



Masterplan zum Stadtbau von Pfullendorf entdeckt?

Sonnenwende und goldener Schnitt - Kunstschmied Peter Klink geht der mittelalterlichen Stadtplanung von Pfullendorf auf den Grund. Am Samstag, 27. Juni 2015, widmet sich ein Symposium mit fachkundigen Referenten dem Thema.

Gründung der Stauferstadt Pfullendorf im 13. Jahrhundert. Quelle: Daten Peter Klink / Südkurier-Graphik: Gora.

Ein Symposium widmet sich der Entdeckung der mittelalterlichen Stadtplanung von Pfullendorf. Fachkundige Referenten beteiligen sich im großen Sitzungssaal des Rathauses am Samstag, 27. Juni 2015, daran. Städteplaner aus Stuttgart, Rottenburg, Biberach, Ravensburg, Ettenheim und Stockach haben sich ankündigt. Ein großer Tag für den Pfullendorfer Kunstschmied und Denkmalpfleger Peter Klink, der sich an die Entschlüsselung des Planungsprinzips vom Jahre 1220 gemacht hatte, das nach Sonnenwenden und goldenem Schnitt ausgerichtet worden sei. Anhand von Grafiken wird Klink seine Thesen untermauern.

"Es hat mich angestachelt, der Stadtplanung von Pfullendorf auf den Grund zu gehen", sagt Peter Klink. Die Stadt sei allein deshalb ein tolles Beispiel, weil ihre Gründung auf königlichen Befehl von Friedrich II. zustande kam, der den Marktort zur staufischen Stadt erhob. Urkundlich belegt ist, wie sie anzulegen und mit Toren und einem Mauerring zu befestigen war.

Schon in der Antike wurden Städte gebaut. Der Grieche Hippodamos, ein Theoretiker aus der Schule des Mathematikers Pythagoras, sei mit seiner Idee bis heute aktuell, schreibt das Dokumentations- und Wissenschaftsmagazin "Planet Wissen": Ein Bebauungsmuster, das nach Planquadraten, in Schachbrettmuster entworfen worden war. Dieses Prinzip der Rasterstadt findet auch bei den Römern Anklang, die ihre Städte nach den vier Himmelrichtungen ausrichteten – angelegt in einer Nord-Süd- und Ost-West-Achse.

Auch für den unermüdlich forschenden Peter Klink hat sich die Qualität an Quellenlagen gesteigert. So stützt er sich argumentativ auf den römischen Feldmesser Hyginus Gromaticus, der bereits Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus seine Empfehlungen zum Städtebau angab – nämlich nach den Kriterien der aufgehenden oder untergehenden Sonne.

Große Befürwortung dürfte Klink bei Professor Klaus Humpert aus Freiburg erfahren. Der 85-Jährige hat als junger Architekt die Pfullendorfer Kaserne mitgeplant. Er arbeitete bis 1994 am Städtebauinstitut der Universität Stuttgart. Humpert hatte beim Stadtgrundriss von Freiburg im Breisgau Messspuren, Modulreihen und Radien entdeckt, die er als Hinweis auf geometrische Messstrukturen wertete. Der Professor betrieb eine intensive Forschung zur mittelalterlichen Stadtplanung, die bundesweit große Beachtung fand. Ähnliche Phänomene filterte er in Villingen, Offenburg, Rottweil, Esslingen am Neckar, München oder Lübeck heraus. Als Messmethode dienten große Kreisbögen und Zirkelschläge mithilfe eines langen Seils.

Quelle: Südkurier 19.6.2015 – www.suedkurier.de


Pfullendorf 1220. Die Urkunde der Stadtrechtsverleihung durch Friedrich II.

Stadtplanung 108° in der Wintersonne

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